Die Anderswelt am Stuifen

Mit wunderschönen Blütenteppichen empfingen mich die Naturgeister, in dieser göttlichen Landschaft, am Fuße des Stuifen.

Stuifen hängt wohl zusammen mit Stufen und emporsteigen – auch in die Anderswelt.

Hier über die wurzelbedeckten Waldwege ließen die Waldgeister kein einziges Auto hochfahren. Überall standen Bänke zum Ausruhen bereit, dass ich dachte, hier sei irgendwo eine Bankfabrik.

Wunderschöne Kiefernzweige wiegten sich vor meiner Bank auf der ich meditierte im Wind. Scharenweise flogen kleine Vögel und bunte Schmetterlinge vor mir her, als ich den Berg mit den frohlockenden Naturgeistern emporstieg.

Sie empfahlen mir nicht zum Plateau mit den uralten Gräbern und dem Gipfelkreuz zu kraxeln, weil ich dort oben vor lauter Bäumen sowieso nichts sehen würde, außer Touristen. Ich sollte lieber links in einen kleinen Pfad einbiegen und über ein paar umgefallene Bäume steigen. Sie glaubten wohl, dass die Anderswelt dort doch zu gefährlich für mich sei. Also tat ich ihnen den Gefallen.

Bei meiner nächsten Wanderung zu diesem Berg werde ich mich aber von der anderen Seite aus anschleichen um zu schauen, was sie vor mir verbergen wollen. Vielleicht meinten sie auch ich könnte die Riesen so erzürnen, dass die wieder mit den Felsen um sich werfen. So sind schließlich die Drei Kaiserberge (Stuifen, Hohenstaufen und Rechberg) entstanden.

Die Naturgeister zeigten mir wundervolle Ausblicke auf die Umgebung und auf den Schönberg, von dem ich herkam. Außer ihnen und den Tieren sah ich keine Menschenseele. Die anderen Wanderer tummelten sich wohl alle am Gipfelkreuz.

Ich fühlte die Unendlichkeit als die Kiefernzweige über mir ihren harzigen Geruch verströmten und weiß nicht wie lange ich dort zubrachte, bevor ich mich zur uralten Siedlung am Fuße des Berges begab.

Weder auf den aufgestellten Tafeln noch auf meinen Wanderkarten konnte ich diesen Weg, den ich mit den Naturgeistern gegangen war, finden.

5 Kommentare zu “Die Anderswelt am Stuifen

  1. Das sind ja schon sehr eigenwillige Wald-, Feld- und Wiesengeister. Sei nur vorsichtig, dass sie Dich nicht ganz in die Irre führen und Du nicht mehr nach Hause zuück findest….

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  2. Zu der Namensgebung des Stuifen findet sich im Netz eine interessante Erklärung, die zumindest beim Abgleich mit dem Grimm’schen Wörterbuch einleuchtend ist:

    „Der Name Stuifen klingt zwar ähnlich wie das heutige Wort Stufe, das die Verwandtschaft zum Begriff Stufenlandschaft andeutet. Doch in Grimms Wörterbuch wird das Wort Stufe aus dem althochdeutschen Wort ´stoufe abgeleitet. Dieser´Begriff ist jedoch zweifach besetzt und kann auch für Trinkbecher stehen. Hier stellt sich die Frage, weshalb bei der scheinbar klaren Ausgangslage die Silbe `ui´ in den Namen integriert wurde. Eine Erklärung bietet das althoch-deutsche Wörterbuch von Gerhard Koebler. Das Wort `ufir´wird hier mit emporsteigen oder auferstehen übersetzt. Durch eine Verbindung beider Worte ergäbe der Name Stuifen einen Sinn: Der Ort des Emporsteigens. Viele Tafelberge, die meist auch als Zeugenberge gelten, sind durch Funde als frühgeschichtliche Kultorte belegt. Dass auf dem Plateau des Stuifen einst ein Kultort war, bestätigt eine geomantische Analyse, denn unweit des neu erstellten Stuifenkreuzes finden sich die ersten Reihengräber. Zu Gruppen zusammengefasst zieht sich die Anlage über das gesamte Plateau. Durch den jahrzehntelang wachsenden Baumbestand sind die in den Kalkstein gehauenen Gräber mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit mit Biomasse überdeckt. Für das bloße Auge sind sie nur an vereinzelten Erdeinbrüchen am Rande der Vertiefungen zu erkennen. Diese Anlage, die ungefähr 220 Gräber umfassen dürfte, ist der eigentliche Grund für den Namen, in dem Stufe und emporsteigen vereinigt sind. Er zeigt die damaligen religiösen Vorstellungen, in denen ein leichterer Übertritt in die Jenseitswelt vom Plateau des Stuifen aus für möglich gehalten wurde. Dieser Friedhof war wohl auch der Grund, dass die benachbarte Reiterles Kapelle zum Ort der düsteren Sage einer wilden nächtlichen Jagd gemacht wurde. Diese Sage, die mit ihren Bildern an die Wilde Jagd des obersten germanischen Gottes Wodan in der Zeit der Rauhnächte erinnert, verlieh der Landschaft um den Stuifen einen verwunschenen Charakter, der Menschen von ihm fernhalten sollte. Aber trotz aller Anstrengungen, die Landschaft so durch Bewaldung zu verändern, dass auch die letzten Spuren der Geschichte verschwinden, ist im Namen des Berges der Rest jener Vorstellungen noch vorhanden, die einst zu der Anlage eines Friedhofes auf dem Stuifen und einer Siedlung an seinem Bergfuß führten.“

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