Iftar, das Fastenbrechen

Wie es mir der Prophet aufgetragen hat, stand ich schon lange vor Sonnenaufgang auf, um mich für den Fastentag ausreichend zu stärken. Aber mein Magen weigert sich etwas anzunehmen.

Also schlief ich weiter, bis mich kurz vor dem ersten Sonnenstrahl mein Allahwecker für mein rituelles Morgengebet, mit dem rituellen islamischen Ruf zum Gebet, dem Azan, aus dem Schlaf riss:

Azanwecker

Hier habe ich ein lieblicheres Azan aus Jerusalem hereingebastelt , weil ich befürchte, dass mein kaputter Azanwecker bei einigen einen Hörsturz verursachen könnte.

Ich goss also schnell noch meine Blumen mit den darin schlafenden Elfen und trank einen Liter Tee, damit wir am Tage nicht vertrocknen würden.

Zum Glück war es an diesem Julitag so heiß, dass ich sowieso keinen Hunger hatte. Aber mein Durst war unbeschreiblich. Mein Kopf schmerzte, die Lippen wurden rissig. Gut, dass der Prophet Labello nicht verboten hat!

Aber ich wollte ja auch die Barmherzigkeit Gottes, die alles umschließt, wiederentdecken und mich ihm nähern, indem ich Körper und Seele reinigte und für seine Gaben dankte.

Alle meine Sünden sollten mir nun vergeben werden, sogar ohne Beichte! Mir wurde besonders bewusst, welchen Wert die Nahrung für die Menschen hat.

Mein Ego begann im Angesichte Allahs, von dessen Güte ich abhänge, zu schrumpfen. Ich wurde zufriedener und ausgeglichener, auch weil ich im heiligen Monat Ramadan weder streiten noch Zwietracht säen darf, sondern möglichst viele gute Taten vollbringen soll.

In den Emiraten darf bis auf die traditionelle arabische Laute während des Ramadan nicht mal Musik gespielt werden. Also schaltete ich schnell das Laudate aus und legte eine CD mit erlaubter Musik ein.

Abends beobachte wie sich die Sonne zum Horizont senkte. Nun durfte ich mich, dank der Erlaubnis des Propheten, auf das Fastenbrechen freuen, das ich mit meinen Freundinnen verbringen würde.

Ich wusch mich von oben bis unten und kleidete mich züchtig, wie es erwartet wird. Statt mir Henna auf meine Hände zu malen, lackierte ich mir nur die Fingernägel.

Bei meiner Ankunft winken mir einige meiner türkischen Freundinnen schon von Weitem zu, während andere die Schüsseln mit den Speisen vorbereiten.

Eine Weile erzählte uns die Imamin etwas über den Ramadan. Das Zuckerfest ist der erste Tag, der mit der Sichtung des Neumondes beginnt und es beendet den Ramadan. Sogar die Kinder lauschten andächtig und warteten geduldig bis zum üppigen Essen.

Wir haben das Fasten schließlich zum Wohlgefallen Gottes durchgeführt und nicht um unsere Bäuche schrumpfen zu lassen. Auch wollten wir unsere wilde Seelen mit dem Entzug von Nahrung und Wasser zu zügeln, damit sie so gezähmt sind, dass sie beim Eintritt unseres Todes auch brav den Körper verlassen.

Natürlich winken auch für all die Mühen die multifachen Belohnungen.

Der Ramadan wird nach dem Mondkalender gefeiert und findet deswegen jedes Jahr 10 Tage früher als im vorigen Jahr statt. Weil der Engel Gabriel die 1. Offenbarung des Korans in der Zeit des Ramadan brachte, wird in den letzten 10 Tagen vor diesem Tag noch mehr im Koran gelesen.

So wie der Prophet Mohamed lesen viele während des Fastenmonats den ganzen Koran und besuchen sich gegenseitig. Manche teilen sich das Lesen des Korans auch auf, so dass nicht jeder so viel lesen muss.

Das Terawih- Gebet wird im heiligen Monat Ramadan zusätzlich in Verbindung mit dem Nachtgebet verrichtet.

So kann man noch mehr Verdienste ansammeln um von Allah belohnt zu werden. Aber ich kultivierte lieber die Tugend der Genügsamkeit.

Sobald die Dämmerung anbrach und das tägliche Fasten beendete, griffen alle zu und redeten durcheinander. So ein Festessen gab es schon lange nicht mehr.

Ich begann das Fastenbrechen mit einer mit einer Walnuss gefüllten Dattel und einem riesigen Schluck Wasser und betete:

“O Allah, um Deinetwillen habe ich gefastet und an Dich geglaubt und mit Deiner Versorgung breche ich das Fasten. Im Namen Allahs, des Allbarmherzigen, des Gnädigen”.

Danach fiel ich über die restlichen Datteln her und habe mir keine Gedanken mehr gemacht, ob es eine gerade oder ungerade Anzahl war. Hauptsache die Datteln vor dem Gebet sind ungerade. Zum Glück gab es genug davon, so dass die anderen auch noch welche essen konnten.

Endlich durfte ich trinken. Das Wasser, das von Gott kommt, schmeckte mir so köstlich wie der Nektar des Paradieses.

Nun feierten wir unsere Verbundenheit und freuten uns, dass wir den Ramadan erleben konnten. Er ist ein Neuanfang zur Heilung und zum Wiederentdecken des Göttlichen.

2 Kommentare zu “Iftar, das Fastenbrechen

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