Tag-Archiv | Atlantik

Nervensägen in der Ferienhausanlage

In der Abendluft hing der Duft von Fisch und Zwiebelrostbraten – jeden Abend! Ich stellte mir vor, wie viele arme Tiere daran glauben mussten. Schließlich könnte man in Frankreich ja auch mal ein Käsegericht essen!

Dass einige Menschen nicht kochen können und deswegen jeden Tag grillen, weiß ich ja schon von unseren Nachbarn, aber dass jemand ausgerechnet eine Fischdiät macht?
Ich nehme mal an, das war gar kein Fisch, denn es stank irgendwie fischiger als Fisch.

Muschelsucher

Wahrscheinlich war die Urlaubskasse leer und es waren selbstgefangene Meerestiere:

Qualle

Als es anfangs mal leise war, konnten wir die Handytelefonierer, die sich zur Wendeplatte schlichen, beobachten. Ein Mann, dessen Frau inzwischen abwusch oder die Kinder ins Bett brachte telefonierte lautstark mit seiner Freundin. Eine Frau die nicht merkte, dass sie während des Telefonats mit ihren Füßen seltsame Spiele mit den Steinen auf dem Boden machte, die Rinde der Bäume abriss usw.

Es gab zwar einen schönen großen Kinderspielplatz, aber leider keinen Boolespielplatz. Dazu wurde die Wendeplatte vor unserem Haus ausgewählt. Pünktlich zum Abendessen kam zunächst der, der immer nur mit sich alleine spielte. Die anderen konnten ihm nicht das Wasser reichen:

Dann kamen die Riesenfamilien mit 10 Leuten, die sich zu dem Geklappere ihrer Kugeln noch kräftig anfeuerten und dann wollten die anderen auch mal Krach machen und wetteiferten mit den verschiedenen Ballspielen. Die Väter knallten wieder besonders laut, um ihren Kindern zu zeigen, dass sie es besser können.

An diesen Ferienorten am Meer werden die Väter zu Kindern und die Kinder zu Familienoberhäuptern.

Die Hunde gingen mit Frauchen oder Herrchen spazieren oder wurden einfach im Ferienhaus eingesperrt, weil sie ja nicht an den Strand dürfen.

Eine Französin hatte mit ihrem Einspruch, dass ihr Hund ja ganz klitzeklein sei, Erfolg und so durfte sie ihn auf dem Arm zum Strand tragen.

Andere mit einem großen Hund weigerten sich einfach und dann wusste der Strandwächter auch nicht weiter. Er wollte schließlich nicht gebissen werden.
Am nächsten Tag fiel dann eben der Aufschrieb über die Wasserqualität schlechter aus. Aber wer liest das schon? Die Eltern des Kindes, das in den Hundehaufen gefallen ist, wussten eh nicht, von welchem Hund der war und kannten den Hundebesitzer auch nicht.

Samstags war An- und Abreisetag. Da knallten die Autotüren auf der Wendeplatte pausenlos ab 7 Uhr morgens.

Am nächsten Tag hörte es sich nach Baustelle an, etwa so als ob ein Dach neu eingedeckt wird. Es gab dieses Mal schon zum Frühstück „battre de tambour“, einen stundenlangen Trommelwirbel von 4 Personen:

Den durften wir nun täglich genießen, wenn wir nicht wie die anderen Urlauber Reissaus genommen hätten.

Dazu jodelte dann noch ein Barde mit Gitarre in den Abendstunden,

Mit Unterbrechungen, weil er die zum Lied gehörenden Noten zuerst suchen musste.

Einige Male war es aber auch so ruhig, dass ich auf der Terrasse meditieren konnte. Dann nämlich, wenn Neptun Mitleid mit mir hatte und die Wendeplatte unter Wasser setzte:

Ferienanlage unter Wasser

Zuhause hörte ich dann, dass es in einer Campinganlage am Comer See, mit besoffenen Jugendlichen noch viel schlimmer gewesen sein musste. Die haben in ihrem Suff sogar hinters Zelt der Nachbarn gepinkelt, weil sie das Clo nicht mehr fanden und sie waren so laut, dass keiner mehr schlafen konnte. Erst am nächsten Tag flogen sie dann aber raus.

Der Strand von Saint-Gilles-Croix-de-Vie

Der Strand von Saint Giles war schon bei Flut sehr interessant, mit seinen vielen verschiedenartigen Felsen und Badebuchten.

Felsenstrand Saint Gilles

Bei Ebbe jedoch kamen dunkle Höhlen und kleine Felsen zum Vorschein, auf denen man sich ausruhen konnte.

Wir konnten Algen betrachten:

Meeresschwimmbäder, die das Wasser zurückhielten, wurden gerne von Kindern, wenn Ebbe war benutzt. Warnschilder wiesen auf die spitzen abgebrochenen Muscheln an den Mauern hin, an denen man sich verletzen konnte, vor allem wenn man bei Flut die Mauern nicht sah.

Oben über den Klippen führte ein schöner Spazierweg entlang, von dem man einen schönen Ausblick auf die Hunde am Strand hatte und überall führten Treppen nach unten, mit Hundeverbotsschildern!

Bauvorschriften gab es wohl keine, hier baute jeder wie er wollte, ob es passte oder nicht.

Es gab auch noch schöne alte Häuser

Villa in Saint-Gilles-Croix-de-Vie

und neue, originell bepflanzte Häuser:

bepflanztes Haus

Bei Ebbe kam dann zutage, was alles unter Wasser war:

Sonnenuntergang am Strand von Saint Hilaire de Riez

Wir liefen oft noch abends zum Strand, um die besonderen Sonnenuntergänge am Atlantik zu beobachten. Wir kamen dann immer an diesem Vergnügungsplatz vorbei, dessen Neon-Palmen tagsüber hässlich und ausgeblichen aussahen:

Des Nachts träumte ich von einem umgekehrten Fußabdruck im Sand am Strand. Am Tage darauf fand ich dann einen derartigen Stein und legte ihn in eine Spur. Dann beobachtete ich, was geschah:

Viele Menschen, die am Strand entlang spazierten kamen vorbei. Wo die wohl alle hinsahen?

Fußspuren

Niemandem fiel etwas auf. Dann kam eine Familie mit einem Hund, der eigentlich nicht hätte dort sei dürfen. Er lief schwanzwedelnd auf diesen Stein zu und beschnupperte ihn ausführlich. Er war ganz aufgeregt und schien sich sehr zu wundern. Selbst als er von seinen Leuten zum weitergehen gerufen wurde, ging er nur widerstrebend mit.

Langsam veränderte sich die Atmosphäre. Vogelschwärme sammelten sich in den Büschen um die Nacht gemeinsam irgendwo in den Büschen in den Dünen zu verbringen.
Ich beobachtete drei ganz verschiedene Vögel (Möwe, einer mit einem langen Schnabel und ein ganz kleiner), die sich zur Futtersuche zusammengeschlossen hatten, gemeinsam in den Algen am Strand wühlten und sich erst als es schon recht dunkel wurde voneinander trennten.
Verschiedene Vogelarten flogen zu mehreren oder in Paaren nach Westen zu ihren Schlafplätzen.

Zuletzt flogen die Möwen aufs Wasserhinaus, wo sie die Nacht zubrachten.

Cooler Pool in Saint Hilaire de Riez

In der Anlage gibt es einen wunderbaren beheizbaren Swimmingpool. Er war so beheizt, wie der im Prospekt verkündete Fernsehanschluss ohne Fernseher – den konnte man sich gegen Geld ausleihen, wenn man nicht wusste, dass die französische Fernsehprogramme noch blöder sind als die deutschen.

Wenn ich nun morgens ab 10 Uhr ganz allein und meditierenderweise im Pool herumschwamm, kamen die Kinder angerast, streckten ihre Zehen ins Wasser und schrieen „iiihh, wie kalt“ und rasten rein ins warme Hallenbad wo es auch einen Whirlpool gab. Meistens waren sie so schnell, dass ihre größeren Brüder und Väter sich nicht vor ihnen damit produzieren konnten, dass sie in dieses eiskalte Wasser hineinspringen können.

Zwei Stunden später, meistens beim Rausgehen gelang es ihnen dann aber, weil die Kinder langsam taten. Die Kleinen kamen dann mit Schwimmflügelchen, weil sie nicht schwimmen konnten und mit Luftmatratzen, Bällen und Schwimmtieren in der Größe von Riesenkrokodilen und schrien und spritzten, so dass niemand mehr schwimmen konnte.

Einige Jugendliche sprangen von den herumstehenden Liegen ins Wasser, so dass sie Sprünge bekamen, die Liegen (Die Jugendlichen hatten bereits einen Sprung in ….). Aber da es keine Aufsicht gab, unternahm auch keiner etwas.

Einige Male kam morgens ein Walross, dass prustend und schniefend und grunzend und knatternd und wild um sich schlagend ins angeblich eiskalte Wasser stieg, eine Bahn schwamm und dann hinter seinen Kindern her ins Hallenbad sauste.

Am nächsten Tag hatte ich meine Kamera dabei, aber dann ging er leider nicht in den Pool. Am übernächsten Tag, strampelte er noch mehr Leid erregende Laute von sich gebend, auf dem Rücken liegend durchs Wasser, dass ich den Notarzt geholt hätte, wenn ich ihn nicht schon früher erlebt hätte.

Strand zwischen Saint Hilaire-de-Riez und Saint Jean de Mont

Jedes Mal, wenn wir durch die Dünen zum Strand liefen warteten wir auf neue Überraschungen.

Seestern

Der Strand bei Saint Hilaire ist feinsandig und sah jeden Tag anders aus.

Mal war Flut und Menschen und Tiere quetschten sich an einem schmalen Strand zusammen und mal war Ebbe und der Strand war riesengroß und wir mussten lange laufen um zu den Wellen zu kommen. Dabei sah es aus, als ob der Strand aus Wasser sei und die Menschen über den Wasser wandelten.

Von überall her bildeten sich kleine Quellen und Rinnsale, die wie Bäche in Flüsse flossen:

Kleine Flusskrebse wechselten ihre Häuschen und gruben sich ein und manche, besonders schöne Muscheln oder Tiere warfen wir wieder in die Wellen.
An manchen Tagen war der Strand voller Algen:

Die Kieselsteine leuchteten und schillerten in allen Farben und besaßen oft eigenartige Formen und Gravuren, die unsere Fantasie aufblühen ließen.

Manchmal glitzerte es überall geheimnisvoll und eigenartige Gurgeltöne mischten sich zu einem angenehmen Klanggebilde:

Wegen dem manchmal starken Wind und als Sonnenschutz hatten sich manche ein kleines Zelt mitgebracht. Einige waren sehr schnell auf- und abgebaut, bei anderen gab es richtige Dramen.

Bei diesem Gebäude in der Nähe von rätselten wir, ob es sich wohl um einen abgerutschten deutschen Bunker aus dem 2. Weltkrieg handele:

Bunker

Und bei den Häusern in Saint Jean haben entweder die Architekten einen an der Waffel oder die Bauarbeiter waren besoffen. Aber dass sich dann noch Käufer oder Mieter gefunden haben, verstehe ich überhaupt nicht. Aber vielleicht waren sie so verzweifelt über die Finanzkrise und wussten nicht wohin mit ihrem Geld???

Saint Jean

Warum wurden wohl diese Rosen am Strand weggeworfen???

Rosen am Strand

Vielleicht hat die Angebetete ja so eine Wohnung geschenkt bekommen? 😉
Manchmal, nach einem schweren Sturm auf dem Atlantik zum Beispiel lag aber auch alles voller Quallen und Algen herum.