Tag-Archiv | Meer

1. Der Traum vom Meer und vom Licht

Ich träumte vom Meer und aus diesem riesigen Meer tauchte plötzlich Shiva hervor und löste meine düsteren Visionen in nichts auf. Er versprach mir Antworten, wenn ich ihm folgen würde.

Ich ergriff seinen Dreizack und sprang damit über meinen Schatten und folgte ihm durch die Lüfte. Aber Shiva ließ mich nicht mal durch ein Loch in den Wolken schauen, er wollte dass ich nach innen blicke, denn von dort kamen die Fragen und dort hinein gehörten die Antworten.

Engelspromenade

Er zeigte mir, wo die Engel prominieren. Aber nur manche flanierten an den prächtigen Gebäuden entlang und ergötzten sich am Meer. Viele sausten dort im Takt der neuen Zeit entlang, sowohl zu Fuß als auch mit ihren Gefährten.

Shiva zeigte mir das Meer, sowohl das aus Wasser als auch das aus Häusern über denen sich ein ganz eigenartiges sich stets wandelndes kristallines Licht bewegte.

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Meine Augen tranken, zusammen mit der zwischen den Betonklötzen der Häuser versteckten Venus, die Schönheit der Bucht und ich staunte, welchen Zauber dieser Ort auf meine Seele ausübte.

Venus

 

Als ich nicht genug davon bekommen konnte, zog er mich erst sanft, dann aber bestimmt in eine ganz irreale Welt.

Es war eine Welt der Künstler, in der ich mich schnell zurecht fand, weil ich hier die mir vertrauten Naturgeister entdeckte.

Shiva machte mich mit dem französischen Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein bekannt, der wie ich, die Farbe Blau liebte und Judo praktizierte er auch.

Er zeigte mir das Vereinfachen, so a la Zen- Meditation: nur Blau, nur ein Ton, nur mono.

https://www.youtube.com/watch?v=oO_CYFxFqwQ&feature=youtu.be

Sofort stürzte ich mich mitsamt meinen Kleidern ins blaueste Blau des Meeres, um dann wie seine Modelle, die sich für ihn in blauer Farbe wälzten, in der Leere die Ekstase zu erleben.

Überall  hüpften die bunten Gestalten der dunkle Mächte herum, denen die Malerin Niki de Saint Phalle Wohnung in ihren Kunstwerken schuf, damit diese sie  vor der Psychiatrie bewahrten. Aber leider bewahrten sie sie nicht vor den Giften, die aus den Materialien der Nanas in ihren Körper, insbesondere in ihre Lunge eindrangen.

Ich stieg viele Treppen hinauf und wieder herunter um mir einen Überblick über diese eigenartige Stadt zu verschaffen und um später auch wieder aus dem Gassengewirr der Altstadt herauszufinden.

Strandspaziergang bei Platja de Pals

Geckos

Am Wochenende war der Strand immer gut besucht. Vor allem liefen und standen überall „von Gott gekleidete“ herum und wollten bewundert werden und das nicht nur weit ab von den Beobachtungsposten, die gerade aufgestellt worden sind.

Das Parken ist in zahlreichen Orten an der Costa Brava leider ein kostspieliges Problem. So wurden auch in Platja de Pals Parkautomaten aufgestellt, obwohl gar nicht so viele Autos zu sehen waren.

Als ich nachmittags endlich friedlich im Pool schwamm, tönte eine Heckenschere durch die Gegend. Der Nachbar musste unbedingt die Sonntagsruhe stören, weil er am nächsten Tag sein Haus verkaufen wollte und deshalb noch der Garten in Ordnung gebracht werden musste.

Zum Glück hatten sonntags die Geschäfte geöffnet und so konnte ich nach meinem Strandspaziergang noch einkaufen gehen. Danach konnte ich wieder den Melodien der Naturgeister lauschen.

Die Sirenen von Platja de Pals

Frühmorgens wurde ich durch das Krakele der Möwen geweckt. Alle Verwandten kamen um die lieben Kleinen zu bewundern. Andere Neugierige wurden mit großem Gejohle davongejagt.

Sirenen jjj

Also begab ich mich zum schönsten und längsten feinsandigen Sandstrand an der Costa Brava, der angeblich in 3 Minuten zu erreichen war. Aber da waren natürlich Autominuten gemeint.

Eigentlich wäre er ja luftlinienmäßig in dieser Zeit auch zu erreichen, wenn nicht zwischen Häusern und Meer eine umzäunte amerikanische Militärbasis läge, die zwar Ende der 80ziger Jahre aufgegeben wurde aber dann zum Naturschutzgebiet erklärt worden ist.

Die Sirenen zogen mich wieder mit der Verführungskraft ihrer orgiastischen Chöre in ihren Bann und ich hatte jedes Mal große Mühe, mich wieder von ihnen zu verabschieden, so herzzerreißend schluchzten sie beim Abschied.

Hıdrellez

Laut dem türkischen Bauernkalender, gibt es den Sommer ab dem „Hıdrellez“-Tag am 6. Mai, der von den Katholiken als St. Georg-Tag gefeiert wird. Er dauert bis zum 8. November. Die andere Hälfte des Jahres ist Winter.

In allen Mittelmeerländern wurde die Ankunft des Frühlings oder des Sommers im Namen mancher Götter mit besonderen Feierlichkeitenen begangen.

Hzir und Ilyas

Am Hıdrellez-Tag trafen sich auf der Erde die Propheten Hızır ( unsterblicher Heiliger, der in höchster Bedrängnis zu Hilfe kommt) und İlyas (Elias) Schutzengel auf dem Meer.

Durch die verbundene Aussprache der beiden Wörter “Hızır” und “İlyas”, entstand “hıdrellez“.

Der Prophet Hızır, ein weißbärtiger Schutzengel an Land, auf einem Schimmel und Symbol des Frühlings, erlangte durch das Trinken von Lebenswasser die Unsterblichkeit. So verhalf er den Suchern und Wanderern auf dem mystischen Pfad.

Besonders im Frühling, mischt er sich unter die Menschen und eilt jenen, die sich in Schwierigkeiten befinden und ihn rufen, zu Hilfe.

Vor Hıdrellez werden die Häuser geputzt, besondere Speisen zubereitet und neue Kleidung gekauft um Hızır gebührlich zu empfangen. Es werden Almosen verteilt, gefastet und geopfert.

Die Feierlichkeiten werden im Grünen abgehalten. Man springt durch das Feuer und befestigt Wunschzettel an den Bäumen.

In der Hıdrellez Nacht, sucht Hızır verschiedene Orte auf um seinen Segen zu verteilen. Am Hizir- Tag, kann man in Feldern und Gärten auf die Fußspuren von Hizir treten, und seinen Überfluss aufnehmen. Aus den kargen Stellen der Erde, die Hizir betritt, sprießen Pflanzen und Blumen.

Mit dem Erwachen der Natur beginnt in der Nacht vor dem Hıdrellez das “Öffnen des Schicksals” der Menschen. Junge Mädchen versammeln sich in der Natur um ihr Glück zu öffnen. In einen mit Wasser gefüllten Tontopf werden Schmuckstücke gelegt, der Topf mit einem Tuch verschlossen und unter einem Rosenbaum gestellt. Am nächsten Morgen beten die Mädchen um ein gutes Schicksal und öffnen den Tontopf um die Gegenstände herauszunehmen. Dabei werden Vierzeiler vorgelesen, die das Schicksal beschreiben.

Hızır wurde einst von Gefährten Noahs zur Hilfe gerufen und schützte das mit Menschen voll beladene Schiff bei der Seekatastrophe.

Der Name Hizir stammt aus dem Arabischen und heißt so viel wie der Grüne, weil er sich auf die ausgetrocknete Erdoberfläche gesetzt hat, die daraufhin unter ihm ergrünte. Es genügt allein seinen Namen auszusprechen, damit Hizir sich einfindet.

Zwar ist Hizir eigentlich unsichtbar, aber manche Menschen sehen Hızır und Ilyas doch in der Nacht vom 5. Mai auf den 6. Mai, wenn sich der Himmel mit der Erde verbindet und die Kraft der Schöpfung sich offenbart…

Le Puits d’Enfer – das Tor zur Hölle

Hel

Die melancholischen Gesänge der Sirenen, der magischen Geschöpfe des Meeres waren hier, am Puits d’Enfer, am deutlichsten zu hören.

Puits d’Enfer, so heißt bei Olonne die tiefe Spalte in der Klippe, in die das Meer bei Flut hinein donnert und mit ihr, alle Gestalten der Unterwelt. Am Anfang des Videos hört man sogar ein Skelett aus dem Jurassic Parc unter den Klippen quietschen.

Der Eingang zu dieser kalten keltischen Hölle ist schwierig, gefährlich und blutgetränkt. Nicht nur am Eingang lauern jede Menge Ungeheuer und man muss vorsichtig sein, die höllischen Gewalten nicht zu entfesseln.

Diese heiligen Höhlen der Mutter Erde reichen bis weit ins Landesinnere hinein. Hier wurden einst magische Rituale mit Blutopfern zelebriert.

Ran, die alte Meeresriesin zieht gerne Menschen mit einem riesigen Netz in ihr dunkles Reich hinab und raubt deren Gold, wenn sie es nicht zur Kreissparkasse zur „sicheren Aufbewahrung“ bringen. Um Ran zu besänftigen, muss man ihr wie frühere Schiffsmannschaften Menschenopfer darbringen. Dann lädt sie einen ein in ihre riesigen gemütlichen Höhlen worin auch die Sirenen und ihre neun Töchter wohnen.

Ich setzte mich an die Klippen und blickte in den weit aufgerissenen Rachen des schäumenden Höllenschlundes und erkannte in den Tiefen den Eingang zur Anderswelt. Ich konnte den Lockungen der Tiefe nicht widerstehen…

Als ich in sie hinein drang war ich plötzlich befreit von den engen Schranken meines Körpers. Ich fühlte mich nicht mehr als Einzelnes Wesen. Verbunden mit Allem, schwamm ich durchs Meer, die Sonnenstrahlen empor zu den Sternen und war Glückseligkeit:

Ich dachte schon, ich sähe die Göttin Hel in der Ferne, aber es war nur der hell erleuchtete Leuchtturm der Ile d` Yeu, der aus dem Dunst auftauchte. Besser ist es nämlich ihr hier nicht zu begegnen, weil es auch die Meeresriesin Ran sein könnte, sich dann wieder ein neues Opfer holt.

Die Meeresgöttin bei La Pironnière

La Pironnière

Ich folgte den Gesängen aus dem Meer und lief durch das übereinandergetürmte Gewirr von Steinen, in das vom Wasser geschliffene fantastische Reich der Meeresgöttin. Es war teilweise mit glitschigen Algen geschmückt und ich bewunderte ihre Schätze, die die Flut an Land gebracht hatte.

In der Tiefe gurgelte das Meerwasser durch die Spalten. Sirenen sangen dort unten von früheren Zeiten. Da bekamen die Götter noch öfter menschliche Nahrung wie abgelegte Liebhaber der Prinzessin von Ys oder junge Mädchen als Opfer. „Warum heute nicht mehr?“, klagten ihre gierigen Stimmen.

Ich setzte mich ans Ufer und ließ meine Lotusfüße vom Saum des Meeres benetzen. Als ich das Bhumisparshamudra bildete und so der Mittelfinger meiner rechten Hand die Erde berührte, stieg die Meeresgöttin mit einem Gürtel aus Knochen den sie um sich herum schwang und einer Kette menschlicher Schädel um ihren Hals aus den Wellen heraus. Ich war wie hypnotisiert von ihrem Anblick, ihren smaragdgrünen glitschigen Haaren.

Als ich vor Entsetzen ganz erstarrt war, begann sie sich zu ärgern und ihre drei dunklen Augen schauten mich zornig an. Mir wurde ganz heiß und der Schweiß lief mir in Strömen herab.

Ich sah die Göttin plötzlich überall und wusste nicht, wohin ich vor ihr fliehen sollte.
Mir fiel nichts anderes ein als zu singen. Sie beruhigte sich tatsächlich. Dann tanzte sie zurück die vibrierenden Wellen des Meeres. Dort wurde sie von einer wirbelnden Schar von Sirenen begleitet.

Sie sangen nun alle durcheinander. Die Stimme der Göttin des Meeres und der Nacht war so schrill und laut, dass sie mir durch Mark und Bein schoss. Dann bleckte sie ihre Zähne, ihre Augen traten hervor und sie röhrte wie ein Donnerwetter, so dass der Boden unter mir vibrierte. Alle Naturgeister schauten nun ganz bedrohlich drein und ich eilte zurück ins Haus der Adam`s Family.

Les Sables d´Olonne

Am nächsten Tag zog es mich nach Sables d´Olonne, vorbei an einem Süßwassersee, der nur durch die Straße vom Meer getrennt war.

Geister

Enge Gassen mit typischen Fischerhäusern, führen von den Kais zum Stadtzentrum.
An der langen Uferpromenade, Champs Élyseée von Les Sables d’Olonne, Les Ramblais genannt, reihen sich im-po-sande Ferienvillen aus dem 19. Jahrhundert, mit Stilrichtungen Chalet, neubaskisch, Art Deco, 1950er Jahre und Fantasy, aneinander.

In der Madonnenkirche in der ich besondere Kräfte spürte, beteten früher die Familien der Seefahrer zur Madonna, dass die hinausgefahrenen Männer wieder wohlbehalten heimkehrten.

Die höllischen Kreaturen bei der Abtei Saint-Jean d’Orbestie

Dieser Morgen war unheimlich still. Nur Vogelgezwitscher drang aus dem nahegelegenen Schilf herüber. Noch waren die obligatorischen Heckenscheren, die pünktlich um 10 Uhr einsetzten, nicht aktiv. Der Rasen war kurz geschoren und die meisten Urlauber waren bereits abgereist.

Nach einem gemütlichen Frühstück und einem Bad im inzwischen gereinigten Pool der Adam`s Family, spazierte ich durch die Landschaft und fand mich bei der Abtei Saint-Jean d’Orbestie wieder, welche Benediktinermönche 1107 gegründet haben.

Aus der gleißenden Sonne trat ich in die uralten dunkle Gemäuer ein und glaubte eine Kirche zu betreten. Aber sie enthielt weder Altar noch Bänke.

Höllische Kreaturen

Gruselige Geschöpfe, die die direkt aus der Unterwelt des nahegelegenen Puit d´enfer (Tor zur Hölle)zu kommen schienen, grinsten mir aus den Gemäuern entgegen. Einige, wie Pluto waren mit dem Lehm des Fußbodens verklebt, aus dem sie gestiegen sind. Teufelsmünzen klebten noch auf ihren Körpern.

Fasziniert von ihrer Scheußlichkeit konnte ich dennoch eine gewisse Schönheit in ihnen erkennen. Es war die Schönheit der Göttlichen Mutter der Schöpfung, durch die Brille des Künstlers betrachtet, der solche Kreaturen aus Kupfermünzen schuf:

Trotzdem war ich froh, als ich wieder draußen die warme Sonne anbeten durfte. Beim Wandern durch Dünen und Heidelandschaften zum Meer wurde es mir auch wieder warm ums Herz.

Giftfische

Durch die Klimaerwärmung werden auch die Meere wärmer und so wagen sich sogar Giftfische in die Badebuchten Mallorcas. Das Strahlen-Petermännchen gräbt sich z.B. im Sand ein und sticht die Badenden dann in die Füße.

Mir graust es jetzt noch, wenn ich daran denke, dass ich so fröhlich im Roten Meer gebadet habe. Barfuß!

Damals kannte ich den Steinfisch noch nicht. Er ist einer der allergiftigsten Fische. Sein Gift ist ein Muskel- und Nervengift und extrem schmerzhaft. Es kann auch tödlich sein. Manchmal sind ihre Stachelstrahlen so stark, dass sie die Sohlen von Turnschuhen durchstechen können.

In mein Aquarium kommt so ein Ungeheuer jedenfalls nicht. Man kann es übrigens für ca. 120 € im Internet kaufen.

Der Rotfeuerfisch ist auch sehr giftig aber natürlich auch sehr schön anzuschauen.

Anemonenfische oder Clownfische heißen die Meerwasser-Zierfische, die in den warmen Gewässern der Korallenriffe des tropischen Indopazifiks leben. Sie verstecken sich in den giftigen Tentakeln der Anemonen vor den Raubfischen und verteidigen diese aber auch vor Fressfeinden. Es werden nur Männchen geboren und einige von ihnen können sich in einer Woche mal eben in ein Weibchen verwandeln und leben dann in einer Anemone mit mehreren kleineren Männchen zusammen.

Auch Muränen könnt ihr beim Baden im Mittelmeer begegnen. Sie gelten mit ihren spitzen Zähnen immerhin bei Tauchern als bösartige Giftfische. Da Muränen extrem kurzsichtig sind, bin ich mir auch nicht so sicher, dass sie mich nicht für einen Feind halten, wenn ich gerade mal zufällig in ihrem Revier schwimme.

Die Geistermuräne wechselt zuerst ihre Farbe und dann auch noch ihr Geschlecht. Das heißt, zuerst werden sie als Männchen geboren und dann werden sie zu Weibchen und legen Eier, aus denen die Männchen schlüpfen.

Die Römer haben Muränen als Delikatessen verspeist. Vielleicht ging deswegen das Römische Reich unter?

Unterwasser gibt es bisher noch keine Einschwimmverbote für Giftfische, wie die Sicherheitsbestimmungen in Kanada für „diejenigen, die nicht das Geschlecht zu haben scheinen, das auf ihren Papieren angezeigt wird“:

http://www.queer.de/detail.php?article_id=15860

http://chrismilloy.ca/2012/01/transgender-people-are-completely-banned-from-boarding-airplanes-in-canada/

Aiguillon sur mer 2007

So einen ruhigen Ferienort habe ich Ende August selten erlebt:

Ich fühlte mich wie auf einem anderen Planeten. Außer dem Meer waren da noch zwei Süßwasserseen. Obwohl es jede Menge Ferienhäuser und Campingplätze gab, trafen wir nur selten mal Leute, dafür umso mehr Vögel.

Der Strand sah jedesmal anders aus, was natürlich von den wunderschönen Sonnenuntergängen und auch von den Gezeiten abhängig war.