Tag-Archiv | Rathaus

Lindau und die Malefitztürme

Auf der Insel, auf der Lindenbäume wachsen, spazierte ich durch die Altstadt, die voller Leben war – besonders als die herumfahrenden Autofahrer die Touristen durch die winkligen Gassen scheuchten.

Malefitzturm

Einige davon gehören in den Malefiz-Turm mit den Ecktürmchen, das ehemalige Stadtgefängnis. Davon sollte man eigentlich mehrere haben. Das lateinische “maleficus” bedeutet nämlich boshaft, übel handelnd und gottlos, weshalb die rasenden Autofahrer in den Diebsturm gehören, wie die Geister der Vergangenheit meinten. Aber sie sind nur Schatten auf dem Turm und haben in der Stadt mit der Linde auf dem Wappen nur noch wenig zu melden.

In der Maximilianstraße, mit seinen mittelalterlichen Bürgerhäusern herrschte ein reges Treiben. Das alte gotische Rathaus mit seiner Renaissancetreppe war bunt mit der Stadtgeschichte bemalt.

Hier habe ich über einen früheren Ausflug nach Lindau berichtet:

http://dschjotiblog00.blog.de/2012/09/21/fuss-wasserburg-lindau-14846851/

Vom Jugendstil- Stadtbahnhof brachte mich der Zug aus diesem Traumstädtchen wieder mit der üblichen Verspätung in die Gegenwart zurück.Zum Glück wurde noch nicht gestreikt.

Der verzauberte Wald um den Schlösslesplatz

Ein märchenhafter Zauber lag im Schurwald, zwischen der Fils und der Rems. Er ist das Naherholungsgebiet für den Großraum Stuttgart. Schoren bedeutet im Schwäbischen Mühsal, schwerer Feld- und Waldarbeit. Mittelhochdeutsch ist „schure“ Scheren oder Kahlschlagen. bedeutet.

Gleich am Anfang begrüßte mich der Baumgeist der Bühleiche, die nach dem 30-jährigen Krieg (ca. 1648) gepflanzt wurde. So genau wusste er es aber auch nicht.Er empfahl mir den SAV- Weg mit dem blauen Punkt zu folgen. Aber ich merkte schnell, dass er über dem lehmigen und glitschigen Boden zu schweben pflegt, weil ich dauernd mit den glitschigen Blättern in irgendwelche Wasserpfützen rutschte. Auch versperrte ein umgekippter Baum wohl schon seit einiger Zeit den Pfad.

Als das Sonnenlicht durch die bunten Buchenblätter schien, wurde der ganze Wald zu einer Märchenlandschaft. Aber dieser Weg führte auch krummenwegs in den Bannwald mit dem Namen „Schachen“ hinein, einem der größten Naturwaldreservate in der Region Stuttgart. Hier sieht es aus wie es früher im bayrischen Wald aussah. Es fehlte nur noch etwas mehr Totholz.

Im Lützelbachtal verschandelten die Schutzhülsen der neu angepflanzten Jungbäume die Natur.

Die Waldgeister hatten im Bannwald wieder ihren Schabernack mit den armen Bäumen getrieben und sie mit der Krone nach unten in den Boden gerammt. Kein Wunder, dass sie keine Kronen mögen, wenn die Adligen früher lautschallend in die Wälder einfielen, die armen Tiere jagten und die Waldgeister erschreckten.

Im königlichen Jagdrevier wurden die Wege dann breiter und bequemer, damit Herzog Eberhard Ludwig schneller zu seinem Jagdschloss kam.

Ganz verrückt war, dass es ein „Parkhaus“ mitten im Wald geben sollte. So voll war es doch hier gar nicht und die seltsamen Gestalten, die ich schon des Öfteren im Wald angetroffen habe, kreuzten meinen Weg mit irgendwelchen Gefährten auf 2 Rädern, die ja wirklich kaum Platz einnahmen oder in einem Parkhaus abgestellt werden müssten. Dieses kleine bewohnte Häuschen, das Wächterhäuschen an der Straße zwischen Baltmannsweiler und Baach sollte ein Parkhaus sein? Da passen ja gar keine Autos hinein…

Irgendwelche Waldgeister hatten mal wieder die Schilder vertauscht und einige der Schilder hatten auch gruselige Namen, z. B.: Kurze Richtstatt oder Schlösslesrichtstatt.

Dort wurden auch die armen Leute hingerichtet, die im Wald Brennholz für den kalten Winter gesammelt hatten oder gar ein Wild gejagt hatten, weil sie sonst verhungert wären.

Außerdem war das Jagdschloss Hohengehren der württembergischen Könige mitten aus dem einstigen Wildpark vom Schlösslesplatz verschwunden. Nur noch zwei kleine Weiher waren zu sehen.

Die Waldgeister wisperten Eigenartiges: Ein König Wilhelm I. soll das Schlösschen von König Friedrich I. als Rathaus nach Altbach verkauft haben, wo es Stein um Stein wieder aufgebaut worden ist:

http://dschjotiblog00.blog.de/2013/09/16/altar-geklaut-16403403/

Ob dort wohl auch der Altar von Uhingen zu finden ist?

Auf dem Höhenrücken des Schurwaldes lief ich wieder auf dem Kaisersträßle, auf dem die staufischen Kaiser vom Hohenstaufen zu ihrer Kaiserpfalz Waiblingen ritten. Der Jakobsweg, den ich neulich nicht mehr gefunden hatte, tauchte hier auch wieder auf.

Nachdem ich an einer Weymutskiefer vorbeigelaufen bin und einen Mammutbaum bestaunt hatte, kam ich an einer Rekonstruktion eines kleinen Teils der alten 2 Meter hohen Wildparkmauer, von der der ehemalige Wildpark eingeschlossen war. Dort wurden die Tiere und Waldgeister hinauf gehetzt um den Herzögen vor die Füße zu fallen, damit diese sie abschießen und anschließend mit ihren Trophäen angeben konnten.

Etwas weiter weg hingen dann die Socken im Gebüsch. Vom Träger war keine Spur zu sehen. Ob sich sich die Wildschweine oder die Naturgeister an ihm gerächt haben, war nicht zu erkennen.

Beim Keltischen Hügelgrab war kein Hügel weit und breit zu sehen. Da hat wohl jemand gleich den ganzen Hügel samt Inhalt geklaut. Oder das Schild steckte mal wieder an der falschen Stelle.

Vielleicht war das der Geist des württembergischen Jagdknechtes „Schlappohrle“ aus dem 17. Jahrhundert, vor dem die Reisenden von damals sich ebenso sehr fürchteten, wie die Menschen unseres Jahrhunderts, die sich außer an den Wochenenden kaum noch in den Schurwald trauen.Dabei behaupten sie allen Ernstes es gäbe keine Geister mehr in unserem Jahrhundert!Hier habe ich sie aber mit meiner Kamera eingefangen:


Kurz bevor ich zum Stumpenhof zurückkam, zierten Holzfiguren den Waldweg. Beim Jubiläumsturm hatte ich eine wunderschöne Aussicht hinab ins Neckartal und zur Schwäbischen Alb.

Die Geister von Eschenbach

Der Spuk ging schon beim Eierautomat am Anfang von Eschenbach los. Irgendwelche Geister gönnten mir die Eier nicht. Sogar das 2 €- Geldstück, das ich vorschriftsmäßig hinein warf, wollten sie behalten und gaben es nur auf meine wütendes Getrommel wieder heraus.

Danach stellten sie den ganzen Ort auf den Kopf. Beim Rathaus genügten ihnen zwei Bürgermeister nicht, sie mussten die Bürgermeister auch noch mehrfach klonen.

So hatte ich mir die Geister von Eschenbach eigentlich nicht vorgestellt.

Einer flog die ganze Zeit dröhnend über unseren Köpfen herum und andere zischten von hinten heran oder klingelten, damit wir zur Seite sprangen. Sie machten wohl heute ein Geisterrennen.

Die Wassergeister ließen es von oben tröpfeln, so dass wir den ursprünglich vorgesehenen Weg abkürzten. Gegen die kalten Geister des Windes hatten wir uns warm eingepackt, dafür schien die Sonne dann umso wärmer, wenn sie mal hinter den Wolken hervorlugte.

Etliche Häuser sahen aus, als ob ein Feuergefecht mit Kugeln stattgefunden hätte. Die Schindeln und die Rolläden waren durchsiebt und die Blechverkleidungen hatten eigenartige Dellen. Wir liefen an einem riesigen verwüsteten Maisfeld vorbei, über das die wilde Meute getrampelt war. Zwischen den übriggebliebenen Stengeln grinsten die Kobolde hervor.

Vielleicht sollte hier mal ein Geisterjäger vorbeikommen