Tag-Archiv | Tamil

Von Kovalam nach Mahabalipuram

Wir flogen von Tivandrum nach Madras und hatten jetzt eigentlich schon genug von Indien.

Flug nach Chennai

Im Flugzeug war es eiskalt, in den überfüllten und lauten Flughallen, in denen wir ewig lang warten mussten und in den Zubringerbussen ebenso. Gut, dass ich meine Tempelsocken und meinen warmen Anorak dabei hatte. Durchsucht nach Waffen, Drogen und Handgranaten wurden wir natürlich auch wieder.

In den Toiletten am Flughafen standen wieder Messbecher und Wassereimer. Mit der rechten Hand nimmt man den Becher und wäscht die linke Hand, mit der man den Po geputzt hat über dem Loch im Boden. Deshalb hatten wir immer Klopapier in den Taschen, das dann bei der Leibes- und Taschenkontrolle peinlicherweise zum Vorschein kam.

Dieses Mal ging es mit dem zum Hotel kommen etwas schneller, weil wir nach dem Inlandflug nicht mehr durchsucht wurden. So freuten wir uns, als wir endlich im Taxi saßen darauf, uns in unserem Hotel mit Swimmingpool am Meer eine Woche lang von den Strapazen der Reise erholen zu können.

Wir bekamen dann erst mal nach langer Warterei einen Schlüssel für ein dunkles Erdgeschosszimmer ohne Terrasse. Das fand ich irgendwie unheimlich, schließlich war hier 2004 alles durch den Tsunami zerstört worden. Außerdem hätten wir dann unsere ständig klatschnassen Klamotten in den Bäumen trocknen müssen, wie diese findige Japanerin.

tree for laundry drying

Wir sagten an der Rezeption Bescheid, dass wir ein Zimmer mit Balkon wollten und gingen erst mal einkaufen, weil es meistens ziemlich lange dauert, bis wir dann hinein können.

In Mahabalipuram liefen bissige Hundemeuten in den Straßen herum. Einige Hunde knurren uns an, weil wir neben der Straße langliefen und nicht wie anständige Touristen im tuc tuc fuhren. Das war hier schließlich ihr Revier.

Ein freundlicher älterer Einheimischer machte mich darauf aufmerksam, dass ich nicht neben der Straße, sondern auf der Straße ganz nah bei den Autos laufen solle, dahin trauen sich die Hunde nicht. Hier wurde ich zwar nicht mehr angeknurrt, aber dafür streiften ein Bus und ein Motorradfahrer meinen Ärmel.

Unser Taxifahrer meinte dazu, dass er deshalb immer seine Seitenspiegel einklappe.

Ich betete nun zu den Hindu- Göttern, dass sie mich schützen mögen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass das noch im Zuständigkeitsgebiet des Heiligen Christopherus lag.

Eine Kuh fraß das Obst der Gemüsefrau. Die warf dann mit ihren Gewichten nach der Kuh, bis sie wo anders fressen ging.

Mahabalipuram

Die Ziegen fraßen dafür die Blumenmalas eines Motorradfahrers auf:

Als wir uns dann mit Keksen und versiegelten Wasserflaschen eingedeckt hatten, sind wir völlig erschöpft im Hotel angekommen und ich wollte nur mal eben duschen und dann nur noch in den riesigen Pool.

Swimmingpool

Aber dann war der Boy mit dem Schlüssel für ein anderes Zimmer, ein Stockwerk höher mit Balkon immer noch nicht da. Das dauerte so lange, dass keine Zeit mehr übrig war zum Schwimmen im Pool. Es kamen nämlich bereits die Giftspritzer und hüllten die ganze Umgebung in eine dunkle Giftgaswolke ein. Das sollte wohl gegen Ungeziefer sein:

Der Safe im Zimmer funktionierte auch nicht richtig. Jemand kam dann zum reparieren. Hier gab es auch jeden Abend zwei – bis dreimal Stromausfall. Das bedeutete, der Kühlschrank, die Klimaanlage, der Fernseher funktionierten dann zeitweilig trotz Notstromdiesel nicht.

Nachts träumte ich vom Tsunami und wie das Bett im Wasser schwamm. Wir mussten aber zuerst die Goldfische retten, bevor wir fliehen konnten. ..

Unsere Zimmer waren oft liebevoll dekoriert und abends brachte man uns süße Betthupferl und wir wurden gefragt ob wir auch ja zufrieden wären.

Welcome

Am nächsten Morgen wurden wir vom Personal des Frühstücksbuffets ausführlich befragt, woher wir sind, wohin wir gehen und wie wir Indien finden ….

Unsere englischen Antworten verstanden sie aber meistens falsch, möglicherweise haben sie ja auch nur diese speziellen Fragen auf Englisch gelernt und Hindi verstanden sie auch nicht, nur das blubb-blubb von Tamil Nadu.Das konnten wir nicht verstehen, weil es eben so blubberte.

Die Lieblingsfrage war wieder, ob wir es im Norden oder im Süden besser finden. Was wäre wohl mit uns passiert, wenn wir Norden geantwortet hätten?

Das Frühstücksbuffet enthielt alle Köstlichkeiten Indiens und Europas vom Frühstück übers Mittagessen Kuchen und Abendessen und natürlich der leckeren Dekoration! Grins. 😉

Dazu gab es eine viel zu laute Kreischmusik von Barbara Streisand, die natürlich lauter gedreht wurde, als ich darum bat, sie leiser zu stellen oder eine schöne indische Musik anzumachen.

Dann haben sich alle Angestellten gewundert, warum ich dann die Dekoration auf der Terrasse verspeist habe. Aber es saßen ja noch genügend Opfer im Speisesaal.

Der Rock Fort Tempel bei Thiruchirapalli (Trichy)

Ganeshabild

Wir fuhren weiter und kamen zu einem Berg. Hier waren kleine Läden, wo wir Salznüsse kauften, die uns einzeln aus einem Sack in eine Tüte gezählt wurden. Nachdem sie dann allseitig kontaminiert waren, wollte ich sie lieber nicht mehr essen.

Wir kamen wieder an einer Schule vorbei. Was hier wohl dran stand?

Bücher mitbringen nicht vergessen? Vielleicht kann ja einer von euch Tamil lesen und übersetzen.

Schule

Ein hübscher 18- jähriger Tempelelefant mit rosa Sommersprossen kreuzte unseren Weg:

Über viele Treppen bestiegen wir den Berg des Elefantengottes Ganesha und erfreuten uns schon im Gemäuer an den schönen Reliefs:

Götterreliefs

Schön bemalte Götterfiguren saßen auf den Simsen der dunklen Gemäuer:

bemalte Götter

Von hier aus hatten wir eine herrliche Aussicht weit übers Land und in alle Richtungen.

Tempel

Unten schlängelte sich der Kaveri Fluss entlang und wir erkannten den Srirangantempel,den 1000 Säulentempel und daneben den weißen Witwentempel, von dem die Witwen springen mussten.

Rundblicktrichi

Wie man in Indien zu einer Mantramaschine kommt

Freitag der 13. Ist eigentlich ein Tag an dem bei mir immer Pakete mit schönen Dingen eintrudeln. Aber wie sollte das diesmal wohl möglich sein, weit weg von der Heimat, irgendwo in Südindien…

Auf der Reise zwischen Mahabalipuram und Pondicherry machen wir Mittagspause und wollen bei 40°C etwas shoppen gehen. Wir schauen alles an und nichts gefällt uns. Plötzlich fällt uns ein, dass wir in Indien doch eine Mantramaschine kaufen wollten. Aber wo?

Überall gibt es nur kleine Buden, die aussehen wie zugemüllte Garagen und die großen Schilder mit der fremdartigen Schrift können wir nicht lesen. Wir können nun erahnen, wie sich Analphabethen fühlen mögen. Also stellen wir unsere Augen auf Elektronikartikel – Laden und finden einen, in den wir schnell hineingehen, bevor uns einfällt, dass wir die Sprache ja gar nicht können.

Da wir uns albern vorkommen mit Deutsch oder Schwäbisch zu beginnen, fragen wir mal höflich. Do you speak English? Eifriges Nicken, aha nix English. Hindi? Fehlanzeige, die Amtssprache Hindi kann keiner, außer uns. Also Gebärden. Wenn wir nur noch wüssten, wie so eine Mantramaschine aussieht!

Dieses elektronische Gerät, bei dem man die verschiedenen Mantren per Knopf auswählen kann, haben wir vor einiger Zeit im Tempel in Kirchheim bewundert.

Gebärde „Stecker“: 2 Finger spreizen, zur Verwunderung des erstaunten Verkäufers und der sich vermehrenden zuschauenden Indern eine Box aus dem Regal nehmen, Finger dranhalten und eine nicht vorhandene Steckdose suchen. Dazu singen. Nun ging der Verkäufer an ein Regal und kam mit einem normalen Stecker zurück. Nein, das wollten wir nicht. Vielleicht dachte er dann, wir wollten ein Radiogerät.

Wir kamen uns vor, wie in einer TV-Rateshow, bis irgendwer die Idee hatte, dass es hier sowas nicht gibt, aber vielleicht 2 Straßen weiter.

Leider haben wir 2 Straßen nicht als solche erkannt und kamen 4 Straßen weiter zu einer Elektronik-und Klamottenbude. Diesmal können wir uns schon etwas besser verständlich machen und werden von der Tochter des Ladenbesitzers in die richtige Elektronikbude gebracht.

Nun sind wir zu dritt, die Tochter des Ladenbesitzers beherrscht wenigstens die Sprache, aber der Ladenbesitzer versteht nur Bahnhof.

Ich versuche wieder, meinen Wunsch zu verdeutlichen. Inzwischen hat sich das halbe Dorf vor der Bude versammelt und diskutiert eifrig mit. Der Ladenbesitzer behauptet so was nicht zu haben und ich weiß ganz genau daß sie in dieser Bude irgendwo zwischen den vielen Paketen steht, ich fühle das! Er will mich aber nicht hineinlassen um sie alle zu inspizieren. Also falte ich die Hände, verbeuge mich, Hände in Namastestellung und singe Oooomm Mani Padme HUUUUUUUMMMMM.

Ein Dorfbewohner reißt plötzlich die Augen auf, grinst und blubbert (so hört sich das Tamilische an) blubbblubblubbblubbbluubbb. Das hieß wohl, das ist der laute Kasten aus dem Tempel, der solange Mantras ausstößt, bis genug im Klingelbeutel drin ist.

Endlich kapiert das wohl auch der Ladenbesitzer und auf einmal manifestiert sich aus seinen Händen, wie die Asche des Sai Baba, ein Päckchen aus dem die Mantramaschine erscheint.

Mantramaschine

Om Sai Ommmmmhm

Ganz so schön wie auf dem Video hören sich die Mantras aus der Mantramaschine zwar nicht an, aber sie sind viiiel lauter!