Tag-Archiv | Traum

Die Sirenen von Avignon

Die Bimmelbahn brachte die fußkranken Touristen zu den Sehenswürdigkeiten und den teuren Cafes.

Avignon war fast 70 Jahre lang Papstresidenz für 7 Päpste. Die Stadtmauer hat 7 Stadttore, für jeden Papst eines.

Bei dem schönen Wetter hatte ich keine Lust die alten Gemäuer des Papstpalastes aus dem 14. Jh. zu besichtigen, weil sie auf mich äußerst düster und bedrohlich wirkten.

Grotte

Außerdem lockten mich die Naturgeister in den dahinterliegenden geheimnisvollen Park, den Park Rocher des Doms, zu ihren verzauberten Naturpalästen. Sie wollten unbedingt fotografiert und gefilmt werden. Im „Palais des Papes“ war das leider verboten.

Ich betrat also einen Traum, eine von Geistern beherrschte Welt. Hier jubelten und tanzten sie sich in Extase:

In der Grotte erlag ich dann völlig ihrem Zaubergesang und ich erwachte erst wieder daraus, als die Chinesen, die vorher bereits im Gänsemarsch die Autobahntoiletten und das Hotel bevölkert hatten, wieder auftauchten.

Im Reiche Benacos gibt es keine Emanzipation

Während meines Mittagsschläfchens in meiner Hängematte ruhte ich mich von den vielen Eindrücken aus. Dabei konnte ich den Traum eines Faunes, der ebenfalls im Olivenbaum über mir schaukelte, beobachten.

Seine Nymphe anschmachtend, säuselte er mit lieblicher Stimme die Bollywoodschnulze:

Kuch na kaho, dont say anything,

http://www.hindilyrics.net/translation-1942-A-Love-Story/Kuch-Na-Kaho.html

auf Deutsch: „halt die Klappe“

http://www.youtube.com/watch?v=MgxRIOdX2O0&feature=c4-overview&list=UUx7owFxywDsgLXSMhTDtydQ

Anscheinend gibt es im Reich des Benacus noch keine aufmüpfigen Nymphen. Wie ihr hört, gehorcht sie ihm und singt keinen einzigen Ton.

Das Chamäleon aus den Raunächten

Letzte Nacht wurde ich bei meinem Spaziergang durch den Wald von einem mächtigen afrikanischen Weisheitsgott besucht. Er erschien mir in der Gestalt eines gelb-orangefarbenen Chamäleons und war eigentlich ganz lieb und anhänglich.

Chamäleon1

Dann haftete er sich jedoch an mich und wollte gar nicht mehr loslassen. Er war sehr von mir angetan. Mir aber war sein Spiel nicht geheuer und beim Versuch ihn von meiner Hand abzuschütteln, sah ich, dass er viele spitze Zähne besaß, mit denen er mich beißen könnte.

Ich flüchtete dann auf Baumstämme und kleinere Hügel, aber ich hatte erst eine Chance ihn loszuwerden, als ich ihn in meinem Zorn in eine Fäkaliengrube hätte werfen können.

Da schaute mich das arme Tier mit seinen großen bernsteinfarbenen Augen entsetzt an und ergriff das Weite. Ich erwachte aus diesem Traum mit einem sehr schlechten Gewissen.

Nun versuche ich meinen Traum zu deuten:

Nach einer afrikanischen Fabel schickte Gott das Chamäleon auf die Erde, um den Menschen mitzuteilen, dass sie nicht für immer sterben, sondern wie der Mond ins Leben zurückkehren.
Da das Chamäleon so langsam war schickte Gott auch noch einen Hasen los, der aber fort rannte, bevor er die Botschaft richtig gehört hatte. So überbrachte er einen anderen Text: „Gott sagt, dass ihr alle für immer sterben werdet.“

Das Chamäleon kam zu spät und Gottes Wort konnte nicht mehr verändert werden, sobald es einmal verkündet war, auch wenn es falsch wiedergegeben wurde.

Die Moral von dieser Geschichte ist, dass Eile zum Unglück führen kann. Das Chamäleon hat in Afrika auch den Namen „Geh-vorsichtig-zu-Werke“.

So werde ich wohl, da jede Raunacht einem Monat zugeordnet wird, im 10. Monat dieses Jahres geduldig sein müssen. Zum Glück habe ich ja noch viel Zeit um Geduld zu üben.

Nur ein Traum

Nur ein Traum

Autobiografischer Dokumentarfilm (für die Feiertage).

Die Filmemacherin Amy Hardie führt ein bewegtes und erfülltes Leben.
Dann träumt sie, dass ihr Pferd stirbt und findet es tatsächlich tot auf. Danach träumt sie kurz vor ihrem 48. Geburtstag, dass sie in ihrem 49. Lebensjahr sterben wird.

Als ihr 49. Geburtstag näher rückt und sie wegen einer schweren Lungenerkrankung, die sich die Ärzte nicht erklären können, ins Krankenhaus muss, beginnt Amy, sich intensiv mit der Möglichkeit ihres baldigen Todes auseinanderzusetzen, indem sie nach Antworten und Erklärungen sucht, in der Neurowissenschaft, Psychoanalyse, Traumdeutung, Naturwissenschaft und schließlich sogar im Schamanismus.

http://videos.www4.arte.tv/de/videos/nur_ein_traum_-3592748.html

Ich wünsche euch bewegte Weihnachtsfeiertage.

Der Blick in andere Dimensionen

Da einigen von uns die Vorstellung der vier- und mehrdimensionalen Räume der Mathematik und Physik schwerfällt, will ich es mal hiermit versuchen:
Es gibt dazu eine lehrreiche Satire von Edwin A. Abbott: Flatland
Flächenland ist eine flache zweidimensionale Welt, deren Bewohner die Gestalt einfacher geometrischer Formen haben und einem strengen Kastensystem unterliegen.
Komplizierte Methoden werden dargestellt, mit denen die Bewohner erkennen, welche Form ihr Gegenüber hat und wie mit ihm umzugehen ist. Die Bewohner haben überaus starre Umgangsformen und betrachten Frauen, die bei ihnen Linien sind, als geistig minderbemittelt.
Das Quadrat, Mitglied der bürgerlichen Mittelschicht, träumt eines nachts von ein- und mehrdimensionalen Welten .
In einem Traum besucht er ( das Quadrat) das eindimensionale Linienland, eine Welt, deren Bewohner nur (unterschiedlich lange) Strecken auf einer Geraden sind und sich nur von einem Punkt zum anderen bewegen können. Frustriert erklärt sich das Quadrat, daß es eine aus Linien bestehende Fläche ist, die aus einem Bereich stammt, in dem man sich von einer Seite zur anderen bewegen kann. Die Bewohner werden sehr zornig über seine Reden und wollen ihn angreifen. Auch den König von Linienland versucht er vergeblich davon zu überzeugen, dass es noch eine weitere Dimension gibt.
Sein Enkel, ein Sechseck schlägt dem Quadrat die Möglichkeit einer 3. Dimension vor, in dem es oben, unten, links und rechts gibt. Aber das Quadrat erklärt diesen Gedanken für dumm und unvorstellbar.
Zurück in seiner zweidimensionalen Welt erscheint dem Erzähler ein eigentümlicher Kreis, der seine Größe verändern kann und gelegentlich verschwindet. Er behauptet eine Kugel zu sein, ein Gast aus unserer dreidimensionalen Welt. Erst nach langer Mühe gelingt es der Kugel, das Quadrat von der Existenz der dritten Dimension zu überzeugen, und sie nimmt es zu einem „Rundflug“ über seine zweidimensionale Heimat mit. So verschafft die Kugel dem Quadrat die Erfahrung räumlicher Tiefe:

Das Quadrat hatte einen schwindel- und übelkeitserregenden Eindruck eines Sehens, das nicht wie Sehen war;
Es sah eine Linie, die keine Linie war, Raum, der kein Raum war.
Es war es selbst und nicht es selbst.
Als es seine Stimme wiederfand, schrie es laut, voller Verzweiflung:
„Entweder ist dies der Wahnsinn oder es ist die Hölle.“
„es ist keines von beidem“, antwortete ruhig die Stimme der Kugel.
Es ist das Wissen, es sind die 3. Dimensionen. Öffne noch einmal deine Augen und versuche ruhig hinzuschauen.
Das Quadrat war schwer erschüttert.
Nach diesem Blick in die andere Dimension wird das Quadrat zum Wanderprediger. Zur Wahrung des öffentlichen Wohles wird es schließlich eingesperrt. Daraufhin prüft der Oberkreis jährlich, ob das Quadrat wieder bei Sinnen ist. Aber das Quadrat kann die 3. Dimension nicht vergessen und nicht erklären.
Dann übertrifft das zur Erkenntnis der Dimensionalität gelangte Quadrat die Kugel, seinen Lehrer, darin, indem er sogar die Denkbarkeit vier- und höherdimensionaler Welten beschreibt. Die darüber verärgerte Kugel stößt ihn deshalb zurück in seine Welt .
Als der Erzähler seine Erkenntnis der höheren Dimensionen schließlich unter den Bewohnern von Flatland verbreiten will, stößt er allerdings nur auf Irritation und wird schließlich als Aufrührer eingekerkert.
Schließlich trifft das Quadrat noch auf den nulldimensionalen Punkt, der nur sich selbst kennt und sich in Selbstgesprächen in den höchsten Tönen lobt.
Hierzu ein video mit Dr. Quantum: